1960-1990: das Genrekino in Italien
Filmplakat "Chi è senza peccato..." (1952)
Neben dem Neorealismus, der italienischen Komödie, dem politischen und sozialen Kino sowie dem Animationsfilm entwickelt sich ab den 1960er Jahren ein anderer Typ Kino, das beim Publikum sehr geschätzt wird. Filme dieses Genres sind klar von amerikanischen Vorbildern inspiriert: Genres wie der Western werden in einer moderneren Variante neu interpretiert. Die in dieser Zeit am weitesten verbreiteten Filmgenres sind Melodramen, Peplum, Science-Fiction und natürlich der italienische Western, auch bekannt als Spaghetti-Western.
Was die Melodramen betrifft, erfreuen sich besonders jene aus den 1940er und 1950er Jahren großer Beliebtheit. Der bedeutendste Vertreter dieses Genres ist Raffaello Matarazzo, dessen Hauptwerke „Catene“ (1949), „Tormento“ (1950), „I figli di nessuno“ (1951), „Chi è senza peccato...“ (1952) und „Il tenente Giorgio“ (1952) sind.
Ein weiteres populäres Genre dieser Zeit ist die Science-Fiction. Zu den ersten Regisseuren von Science-Fiction-Filmen gehören Paolo Heusch mit „La morte viene dallo spazio“ (1958) und Riccardo Freda mit „Caltiki, il mostro immortale“ (1959). Im Laufe der Zeit entwickelt sich dieses Genre weiter und erreicht in den 1970er Jahren mit abenteuerlicheren Filmen wie „Scontri stellari oltre la terza dimensione“ (1978) von Luigi Cozzi und „I guerrieri del Bronx“ (1982) von Enzo Castellari neue Höhen.
Filmplakat "Caltiki Il mostro immortale" (1959)
Der italienische als „Spaghetti-Western“ bekannte Western, entwickelte sich in den 1960er und 1970er Jahren. Oft waren es junge Talente, die in diesen Filmen auftraten und später internationale Stars wurden. Der erste italienische Western war „Una signora dell'Ovest“ (1942). Besonders bekannt sind die Filme der „Dollar-Trilogie“, die von Sergio Leone inszeniert wurden: „Per un pugno di dollari“ (1964), „Per qualche dollaro in più“ (1965) und „Il buono, il brutto, il cattivo“ (1966). Hinzu kommt auch „C'era una volta il West“ (1968). Nachdem das Genre in den 1960er und 1970er Jahren seinen Höhepunkt erreicht hatte, erlebte es ab Mitte der 1980er Jahre einen starken Rückgang und verschwand Mitte der 1990er Jahre fast vollständig.
Filmplakat "C'era una volta il west" (1968)
In den 1980er Jahren erlebte das italienische Kino eine Krise, die durch den Aufstieg des kommerziellen Fernsehens und eine wirtschaftliche Rezession verstärkt wurde, die sich im folgenden Jahrzehnt etwas abschwächen sollte. 1986 brachte der sizilianische Regisseur Giuseppe Tornatore die Filme „Il camorrista“ (1986) und „Nuovo cinema Paradiso“ (1988) auf die große Leinwand. In dieser Zeit entwickelte sich auch eine kleine Filmströmung, der als „Neuer Neorealismus“ bekannt wurde. Zu den Filmen dieses Genres gehören „Ultrà“ (1991), „La scorta“ (1993) und „Vite strozzate“ (1996), alle unter der Regie von Ricky Tognazzi. Auch die Komödie wurde neu interpretiert und erlebte eine Wiederbelebung, indem sie zeitgenössische Themen und Stile aufgriff, was zu neuer Beliebtheit beim Publikum führte. Zu den bedeutendsten Komödien dieses Zeitraums zählen „Benvenuti in casa Gori“ (1990) von Alessandro Benvenuti, „Pensavo fosse amore... invece era un calesse“ (1991) von Massimo Troisi und „Io speriamo che me la cavo“ (1992) von Lina Wertmüller.
Filmplakat "Pensavo fosse amore, invece era un calesse" (1991)